E 91

"Masse ist Klasse"

Wer sich diesem Motto verpflichtet fühlt, hat vielleicht ein entspanntes Verhältnis zu Körperproportionen, fährt einen Geländewagen - oder vielleicht ist er nur ebenfalls so beeindruckt wie ich, als ich zum ersten Mal ein Spur-1-Exemplar der Elektrolok Baureihe E91 in beiden (!!) Händen hielt.

Diese Lokomotive aus dem Hause des Marktführers aus früheren Jahren ist als Spur 1 Modell rundum gelungen, was ihr Erscheinungsbild, ihre Verarbeitungsqualität und ihre Laufeigenschaften angeht. Zwei Elektromotoren in Verbindung mit vier Haftreifen und dem hohen Reibungsgewicht des Ganzmetallmodells ziehen so ziemlich alles. Als Gelenklokomotive durchfährt sie trotz über 50 cm Länge auch problemlos die 1020er Radien.

Es gibt sie in unterschiedlichen Ausführungen - ob nun in Länderbahnfarben (braun), Reichsbahnlackierung (grau) oder als Nachkriegsmodell in dunkelgrün. Die letztgenannte Version besitzt stirnseitig die Durchgangstür und ist daher für mich besonders reizvoll.

Und trotz all dieser Vorzüge ist das Modell oft sehr günstig gebraucht zu erwerben!

Wer wie ich Glück hat und ein Modell erwischt, das nicht jahrelang im Sonnenlicht stand und somit keine vergilbten Fenster hat, muß gegebenenfalls nur frisch ölen und kann mit einem neuwertigen Modell losfahren!

Das Öffnen der Lok ist denkbar einfach: Der Mittelteil ist an zwei Schrauben von unten befestigt, die Stirnteile an je einer (!) Schraube von oben. Außerdem muß man vorsichtig (!) die Einstiegsgeländer an den Fahrertüren unten an den Treppen herausziehen. Falls die Faltenbälge sich nicht leicht aus ihren Führungsrillen an den Gehäuseteilen lösen, kann man von unten an die schwarze Kunststoffstege der Faltenbälge greifen und vorsichtig daran ziehen.

Ich habe den alten Decoder getauscht, weil ich die Lokausführung mit der Modellnummer 5517 aus den 90er Jahren besitze, die noch den alten DCC-Decoder mit Pfiff hatte.

Die Elektronik sitzt im Mittelteil und ist gesteckt. Auf den Fotos sieht man oben den Originaldecoder und unten die Soundplatine mit dem unter einer Kapsel verborgenen Lautsprecher:

Die Soundplatine kann man übrigens noch in einer anderen Lok "recyclen", da sie nicht digital angesteuert wird, sondern mit einem Reed-Kontakteingang getriggert wird und einen guten Doppelpfiff produziert.

Damit kann sie von jedem Lokdecoder über einen Funktionsausgang angesprochen werden!


Eingebaut wurden ein Uhlenbrock 77500 und ein 32300 Soundmodul mit E91 Sounddatei. Der Klang umfasst die Schaltgeräusche der Schütze, die Motoren- und Stangenlaufgeräusche, Lüfter, Pfiffe, Bremsenquietschen, Kompressor usw.. Der Papplautsprecher wurde gegen einen Visaton BF32 (auf einem ringförmigen Holzscheibchen montiert) getauscht, die Schallkapsel wurde erhalten.

Weiterhin wurden 2x 4700 µF als Pufferkondensator eingebaut (über 50 Ohm Vorwiderstand und parallel geschaltete Diode in Entladerichtung). Den originalen Schiebeschalter zur Pantographenschaltung habe ich in der Lok belassen - ich kann damit für das CV-programmieren die Pufferkondensatoren abschalten.

Damit man die Elektronik nicht von außen sieht, wurde anschließend ein dunkel lackierter Kasten um die Elektronik gebaut.

Zur Verbesserung der Stromaufnahme auf der Masseseite bekamen alle Radlager Massekontaktfedern - die Bohrungen dafür sind bereits vorgesehen.

Schließlich wurden noch - wie an anderer Stelle auf dieser Homepage beschrieben - die Klauenkupplungen ca. 5mm nach hinten versetzt und zu Servokupplungen umgerüstet. Dies gelang recht einfach, weil es neuerdings kostengünstig winzige Servos (2g) gibt, die sich huckepack an den Klauenkupplungen montieren lassen.

Man entfernt die mit Kunststoffnieten befestigte Bodenplatte durch Abtrennen der Nietköpfe und ersetzte die beiden Nietstifte durch zwei Schräubchen. Die hintere Kante der Bodenplatte wird gekürzt.

Dann nimmt man an der hinteren Schraube ein wenig Material am Kupplungsträger weg, so dass eine Haltelasche des Servos zwischen Träger und Bodenplatte passt, und schraubt alles wieder zusammen.

Das Servo klemmt in der rückseitigen Rille des Trägers und wird dort mit wenig Klebstoff zusätzlich fixiert.

Mit der gezeigten Stelldrahtführung (Stärke 0.6 mm) bleibt die Seiten-beweglichkeit der Kupplung erhalten. Die Kraft des Servos ist bei 5V Versorgungsspannung ausreichend.

Zum Schluss wird das Servo mit Edding schwarz angemalt.


Meine schon mehrfach verwendete Servoelektronik habe ich geteilt - die Einstellpotis sitzen hinter der Kupplung von vorne zugänglich, die Steuerelektronik sitzt huckepack jeweils auf den Verteilerplatinen in den Triebköpfen. Zur Kabeldurchführung wurde ein 4mm Loch in einer der Kabelrinnen gebohrt, die zu den Lampen führen.


Dann wurden noch die Lampen auf goldwarmweiss/rote, bipolare Zweifarb-LEDs umgerüstet, wie es bei der T3 beschrieben ist. Die Lampensockel konnten erhalten werden, nachdem die Beinchen der LEDs ein wenig angeschliffen worden waren.

Nach Anpassen der Decoderparameter des Uhlenbrock 77500 (die Lastregelung erfordert etwas tuning) schnurrt das Modell jetzt wie ein Kätzchen.

Die wichtigsten Decoderparameter sind:

CV 02: 4 (1-63) Minimalgeschwindigkeit

CV 03: 4 (1-63) Anfahrverzögerung

CV 04: 6 (1-63) Bremsverzögerung

CV 05: 63 (1-63) Maximalgeschwindigkeit

CV 06: 30 (1-63) Mittlere Geschwindigkeit

CV 29: 0 (0-255) DCC Konfiguration

CV 53: 70 (70-255) Wiederholrate der Motorregelung (CV x 53 µs): Damit summen die Motoren etwas, was aber bei einer E-Lok nicht stört...

CV 54: 240 (0-255) Motorregelung P-Wert

CV 55: 20 (0-127) Motorregelung Iplus-Wert

CV 57: 10 (0-127) Motorregelung Iminus-Wert

CV 58: 40 (0-255) AD Wandlerkorrektur: Zeitschlitz 40 (0-63; trägt zum Summen bei), Messbereich 12V (bei 24V ruckelt die Lok im Langsamfahren)