BR 89 6009

Die BR 89 6009 ist eine besondere T3, denn sie zieht einen Schlepptender! Wahrscheinlich ist sie eine der zierlichsten Schlepptenderlokomotiven in Epoche III, die wir in Normalspur auf einer platzgeplagten Spur-1-Anlage fahren lassen können. Es ist mir rätselhaft, warum es diese Lok nicht als fertiges Modell im Handel gibt. Von Märklin gab es mal eine Live-Steam-Variante (55001) sowie ein paar MAXI-Modellvarianten ("Aloisius", "Ludwig" usw.) - das war's.

Ursprünglich 1902 als normale Tenderlokomotive "Berlin 1808" der "Königlich Preußischen und Großherzoglich Hessischen Staatseisenbahn" (oder der Kleinbahn Heudeber-Mattierzoll, je nach Quelle) in Betrieb genommen, gelangte sie erst 1925 zur Deutschen Reichsbahn (als BR 89 7403) und dann 1950 zur DR Ost. 1953 oder 1961 (auch da gibt es verschiedene Quellenangaben) erhielt sie für ihren Betrieb im Oderbruch einen dreiachsigen Schlepptender, wozu das Führerhaus rückseitig geöffnet und das Dach verlängert wurde. Fortan lief sie als BR 89 6009. Nach der Wende ging sie in den Bestand des DB Museums Nürnberg über und war noch bis 2008 in Betrieb.

Heute kann man das gute Stück in Dresden bei der IG BW Dresden-Altstadt aus der Nähe betrachten. Dort habe ich sie ausgiebig fotografiert und ausgemessen und auf dieser Basis eine sehr ähnliche Märklin-T3 (BR 89.70-75) zur BR 89 6009 umgebaut. Für den Tender verwendete ich einen T16 der Märklin BR 55, den ich verkleinern musste.


Die Umbaumaßnahmen waren entsprechend umfangreich:

Lok:

- Kessel: Drehen des Ramsbottomventils um 90°, Neubau von Pfeife und Glocke,  aus Messing, Neupositionierung der Pumpe und des Generators, Einbau eines Bleigewichtes über der ersten Achse und einer dritten Frontlaterne, LED Licht goldwarmweiss/rot, Nachrüstung vieler Leitungen (mit Isolierungen) und Ventile sowie der Kesseltürreiber. Das Gewicht besteht aus einem dickwandigen Messingrohr, in das Blei gegossen wurde. Anschliessend wurde das Rohr zurechtgefräst, bis es genau passte.

- Führerstand: Auffräsen der Öffnung nach hinten, Neubau des Daches mit Überstand, Entfernen der rückseitigen Puffer, Einbau eines Kupplungszapfens, Detaillierung der Kesselarmaturen, Beleuchtung

- Innere Werte: Faulhaber-Motor am neu geschmierten Getriebe, Uhlenbrock-Sounddecoder mit optimierter Parametrisierung der EMK-Messung zur Minimierung von Geräuschen im Motor, Entfernen des Haftreifens, Servokupplung vorne (wie bei der BR 80 beschrieben) mit von unten zugänglichen Einstellpotis, Mehrfachsteckverbindung zum Tender

- Komplette Neulackierung, Lokschilder von Beckert


Tender:

- Größe: Zerlegen und Neuaufbau des Fahrwerks und des Aufbaus, um die Länge und die Höhe zu reduzieren (angedeutet durch die grünen Striche im nachfolgenden Bild). Nur die Breite des Tenders blieb erhalten. Das passgenaue Zerlegen geht exakt mit einem rasiermesserscharfen Fräser in einer Fräsmaschine mit geringer Zustellung - und trotzdem muß man mit Milliput nacharbeiten.

- Details: Neubau des Kohleaufsatzes durch Tieferlegen des vorhandenen und Neuaufbau der Tenderoberseite, drei neue Lampen goldwarmweiss/rot, kulissengeführte Deichsel zur Lok (unten links).

Die Kulissenführung ist primitiv und kann an jeder BR55 nachgerüstet werden: Das Loch der Deichsel, das diese am Tender hält, wird zum Schlitz geöffnet. Die Führung übernimmt ein kleines Kugellager, das innen an der Vorderkante des Tenderchassis läuft und auf Schub von einer nachzurüstenden Kunststoffschiene am ersten Achslager geführt wird - fertig!

- Innere Werte: Lautsprecher mit Bassreflexrohr und Bassanhebung, Servokupplung hinten, Stromabnehmer an allen Achsen. Für den Lautsprecher hinter der mittleren Achse mussten nach Zusammenbau der Chassisteile schräg verlaufende Schallaustrittskanäle gefräst werden. Die Schaltung für den Verstärker mit Bassanhebung seht seitlich nebem dem Lautsprecher und ist in einer eigenen Rubrik "Klangoptimierung" beschrieben.

- Komplette Neulackierung, echte Kohle

Hier gibt es noch eine Gesamtansicht von oben. Man sieht sehr schön, dass der Tender in der Tat und wie im Original breiter ist als die Lok: